MUSIKALISCHE MINIDRAMEN 
  "Lonesome Solar Surfer", die aktuelle Silberscheibe der Grazer Band
  Bloom05 
  
  © by Heimo Mürzl 
  
  
  Bloom nannten sich früher Pure Laine und zeichneten in dieser Zeit für
  die Alben "Burn" und "4 More" verantwortlich  Produktionen,
  die eine (nicht geringe) musikalische Verwandtschaft mit (amerikanischen) Bands
  wie Dream Syndicate oder Thin White Rope evozierten. 1995 erfolgte die Umbenennung
   was aber weniger mit der Musik zu tun hatte, als mit den zahlreichen
  Mißverständnissen, die der Bandname "Pure Laine" immer
  wieder hervorrief: "Pure Laine (Reine Wolle) ist überall falsch verstanden
  worden; vor allem in Amerika haben es die Menschen immer mit Pure Lane verwechselt,
  und es wurde mir leid, immer wieder zu erklären, daß unser Bandname
  nichts mit dem ,reinen Weg' zu tunhätte und wir auch keine christliche
  Botschaft verkünden würden." (Soweit Georg Altziebler, Sänger
  Texter und Gitarrist von Bloom.) 
  
  Die erste unter dem (neuen) Bandnamen Bloom veröffentlichte CD "Slow
  Star" überzeugte zwar noch mit dem speziellen Gitarrensound der frühen
  Jahre, wies aber bereits (auf) den Weg, den die Band nun einzuschlagen gedachte:
  Einfachheit, Klarheit und unaufdringliche Eleganz wurden angestrebt. 
  
  Georg Altziebler, der ebenso liebenswerte wie unkomplizierte Bandleader, über
  das Bestreben möglichst einfach und klassisch klar klingen zu wollen: "Ein
  guter Song sollte alles beinhalten; es muß etwas etwas versprochen werden,
  es muß etwas eingehalten werden, er sollte etwas enthalten, was dich lachen
  läßt, und etwas, was dich zu Tränen rührt. Und wenn ein
  Song das alles kann, dann ist er immer auch einfach, klar und offen." 
  
  Bloom sind weiterhin eine Rockband im weitesten Sinne, eine Vier-Mann-Band (Schlagzeug,
  Bass, Keyboard, Gitarre), deren Songs aber von Produktion zu Produktion kammermusikalischer
  klingen. "Lonesome Solar Surfer" ist ein weiterer Schritt in diese
  Richtung und tönt bei manchen Songs schon so, als ob die Band in dem Raum,
  in dem sich der CD-Player befindet, leibhaftig anwesend wäre. Der Band
  um Altziebler (Albrecht Klinger/guitar & vocals, Andreas Lechner/bass, Georg
  Mauerhofer/drums) ist mit ihrer eigenwillig-interessanten Mischung aus traditionellem
  Songwriting, klassischem Chanson, gitarrenlastiger Folkmusik und lakonischen
  Alltagsbeschreibungen ihr wohl bestes Album gelungen. Die neun Songs auf "Lonesome
  Solar Surfer" (Anspieltips: "In Your Mirror", "Trust The
  Tide", "Girl With The Golden Voice" und das titelgebende "Lonesome
  Solar Surfer") sind gefühlsintensive Minidramen, emotional gefärbte
  Popkleinode, deren suggestiver Kraft man sich nur schwer entziehen kann. 
  
  Georg Altziebler weiß, wie aus einem Melodieeinfall und einer Textidee
  ein Song wird. Trotz der unverwechselbaren Handschrift des Altzieblerschen Songwritings
  und seiner außergewöhnlichen Stimme gibt es keinen Zweifel, wer der
  "Star" aller Songs auf "Lonesome Solar Surfer" ist und bleibt:
  die Gitarre. 
  
  
  [ Wiener Zeitung 13_03_1998 ]